Deutschlandpremiere für 4K-Kinoprojektion

Kein Film, sondern ein neuer Projektionsstandard feierte jetzt im Cineplex Münster Premiere: In Saal 2 ist ab sofort die erste 4K-Kinoprojektion im deutschsprachigen Europa zu bewundern.

Die Bezeichnung "4K" bezieht sich auf die horizontale Auflösung von 4096 Pixeln; vertikal sind 2160 Bildpunkte möglich. Bisher gab es hierzulande in den mit digitaler Projektion ausgestatteten Kinos maximal 2K, also 2048 x 1080 Pixel zu sehen. Das entspricht einem Viertel der 4K-Auflösung und ist somit nur minimal besser als die Heimkino-Auflösung 1080p (1920 x 1080). Für eine originalgetreue Wiedergabe von 35-mm-Material reicht 2K-Auflösung theoretisch nicht aus, in der Praxis sind die Filmkopien, die heutzutage in den Kinos zu sehen sind, qualitativ allerdings oft schlechter als gut gemasterte HD-Discs.

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Ein Sony SRX-R110 bringt in Münster die hochauflösenden Bilder auf die Leinwand. Film- und Sicherheitsserver befinden sich im Projektorgehäuse.

Im Cineplex in Münster dient Sonys 4K-Projektor SRX-R110 als Lichtwerfer. Der Hersteller will den Projektor und den zugehörigen Filmserver hier unter realen Bedingungen testen, zunächst befristet auf ein Jahr. Das rund 80 000 Euro teure System schafft 10 000 ANSI-Lumen und nutzt Sonys SXRD-Technik (Silicon X-Tal Reflective Display), eine mit LCOS (Liquid Crystal on Silicon) vergleichbare reflektive Projektionsart. Der Beamer ist mit zwei 2000-Watt-Xenon-Lampen ausgestattet. Zum Vergleich: Im 35-mm-Projektor, der in Münster alternativ zum Digitalprojektor die Cineplex-Leinwand in Saal 2 bedient, steckt eine 3000-Watt-Lampe.

Anlässlich der Pressevorführung zur 4K-Premiere gab es eine halbstündige Zusammenstellung von Trailern und Filmausschnitten in 2K- und auch in 4K-Auflösung zu sehen. Das 4K-Material brillierte mit hervorragender Schärfe, die kleinste Details zum Vorschein brachte. Gleichzeitig zeigte sich aber auch, dass 4K-Auflösung hohe Anforderungen an die Kameraleute stellt: Bereits kleinste Unachtsamkeiten bei der Schärfeeinstellung werden hier sofort sichtbar, so auch bei den 4K-Demofilmchen. Allerdings war bereits die Schärfe und Farbdarstellung von 2K-Material - vom Projektor auf seine 4K-Auflösung hochskaliert - beeindruckend. Zwei der digital projizierten Trailer wurden zum Vergleich auch in konventioneller 35-mm-Projektion gezeigt. Hier fiel die Qualität sichtlich ab.

Die 4K-Technik stellt die Kinomacher noch vor Probleme, denn es existiert erst wenig Material in dieser Auflösung. Für die Filmstudios lohnt sich die teure Produktion offenbar noch nicht, gibt es weltweit doch erst wenige Kinos mit 4K-Projektoren.

Bislang wird in den meisten Fällen auf 35-mm-Filmmaterial gedreht, das dann digital abgetastet wird. Wenn dies in 4K- statt in 2K-Auflösung geschieht, verbessert sich zwar die Qualität. Doch um die höhere Auflösung wirklich auszureizen, benötigt man 65-mm-Filmmaterial - oder dreht direkt digital in 4K-Auflösung. Geeignete Kameras dafür kommen allerdings erst nach und nach auf den Markt.

Besonderes Augenmerk legt man bei der digitalen Projektion natürlich auf die Sicherheit. Schließlich wäre es für die Filmwirtschaft der Super-GAU, wenn der gerade im Kino angelaufene Blockbuster in perfekter Qualität im Internet auftauchte. Das Sony-System hält alle Sicherheitsvorschriften ein, die von der Digital Cinema Initative (DCI) spezifiziert wurden. Hinter der DCI stehen die sieben größten amerikanischen Filmstudios.

Künftig wollen die Verleiher ihre Filme auch per Datenleitung ausliefern, im Moment kommen die in JPEG2000 enkodierten Streifen jedoch auf externen Festplatten AES128-verschlüsselt in die Kinos. Die Daten werden dann per USB-2.0-Schnittstelle auf ein Raid-Array im Projektorgehäuse kopiert. Jede Projektor-Server-Kombination generiert ein eigenes Zertifikat und überträgt dieses an die Filmstudios. Aus diesem erstellen die Studios pro Film einen individuellen Schlüssel, der Film X auf Projektor Y freischaltet. Die Studios können das Abspielen dabei auf einen definierten Zeitraum und sogar auf bestimmte Uhrzeiten beschränken.

In der münsterschen Installation arbeitet neben dem Filmserver auf Linux-Basis ein autonomer Windows-Sicherheits-Server. Dieser sorgt dafür, dass bei jeglicher Störung (zum Beispiel Öffnen des Projektorgehäuses oder Stromausfall) alle Keydateien gelöscht werden und das System zurückgesetzt wird - sicher ist sicher. (jkj)

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